Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Kind. Dieses Kind haben Sie jahrelang fürsorglich großgezogen, haben ihm Werte vermittelt, in seine Entwicklung investiert, ihm viel Zeit und Liebe geschenkt. Sie haben mit Hingabe alles getan, damit es prächtig gedeiht und zu einem erfolgreichen Erwachsenen werden kann. Und stellen Sie sich vor, es käme dann plötzlich der Tag, an dem Sie schweren Herzens Ihr Kind zur Adoption freigeben müssten. Für Sie eine scheinbar unüberwindbare und hochemotionale Aufgabe. Und damit einhergehend zahlreiche offene Fragen. Wer käme als neue Familie in Frage? Wer könnte es schaffen, mein Kind mit der gleichen Hingabe weiter zu begleiten wie ich es bisher getan habe? Welche Werte und welche Grundhaltung muß die neue Familie mitbringen? Wie könnte ich erkennen, ob mein Kind in guten Händen ist und sich erfolgreich weiterentwickeln kann?

Nach dem gleichen Prinzip gestaltet sich die Situation, wenn für das eigene Unternehmen ein Nachfolger gesucht wird – sei es, weil sich der Unternehmer altersbedingt oder aus anderen Gründen aus dem Geschäft zurückzieht. Als Inhaber eines Unternehmens hat man in sein „Baby“ viel Zeit, Energie und Herzblut investiert. Man hat seinem Unternehmen durch die eigenen Wertvorstellungen, Visionen und Erfahrungen eine Persönlichkeit verliehen. Bei der Suche nach einer Unternehmensnachfolge kommt daher nur eines in Frage – das eigene Lebenswerk in die richtigen Hände zu geben.

Vor dieser Herausforderung stehen laut den aktuellen Daten des KfW-Mittelstandspanels (Februar 2019) rund 227.000 klein- und mittelständische Unternehmen, die sich bis Ende 2020 vorstellen können bzw. müssen, das eigene Unternehmen in die Hände eines Nachfolgers zu legen. Es versteht sich von selbst, dass damit die „richtigen Hände“ gemeint sind. Natürlich haben dabei nicht alle Unternehmer, die auf der Suche nach einer Nachfolge sind, das gleiche Verständnis davon, wer und was die „richtigen Hände“ sind. Während einige innerhalb der Familie oder innerhalb des Unternehmens fündig werden, gestaltet sich für andere die Suche eines passenden Nachfolgers außerhalb dieser Personenkreise deutlich mühsamer. Nicht selten kommt es bei der Übergabe vor, dass der Abgebende am liebsten an eine Art „Klon“ seiner selbst übergeben würde – schließlich war er ja höchst erfolgreich mit dem, was und wie er es getan hat.  Die Nachfolgegeneration sieht das häufig anders und will am liebsten gleich alles Mögliche umkrempeln, modernisieren und digitalisieren – vom Firmenlogo über die Unternehmensidentität bis hin zum Angebot und der Kundenstruktur. Kein Wunder also, wenn der Abgebende nicht richtig loslassen kann. Bisheriges anzuerkennen, Erfolgreiches beizubehalten und Kritisches neu zu denken ist eine wichtige Voraussetzung für eine reibungslose Übergabe.

Individuelle Unterschiede im emotionalen Erleben beeinflussen jedoch die Lösungsfindung in hohem Maße und sind auch der Grund dafür, warum es kein Patentrezept gibt, um eine Nachfolge konfliktfrei und erfolgreich zu gestalten. Hinzu kommt, dass sich die Unternehmer im Zuge rapider Digitalisierung sowie tiefgreifender gesellschaftlicher und ökonomischer Veränderungen vor die Frage gestellt sehen, wie viel Wandel ihr Unternehmen benötigt – und verträgt – um in einer sich rasant ändernden Welt erfolgreich zu bleiben.

Da es hierfür keine Standardlösung gibt, ist es von Vorteil, sich – sowohl bei der Suche nach einer passenden Unternehmensnachfolge als auch im weiteren Übergabeprozess – in die Hände einer professionellen, individuell abgestimmten Begleitung zu begeben. In persönlichen Gesprächen wird die Situation mit dem Unternehmer analysiert: Emotional und finanziell kritische Aspekte werden identifiziert und gelöst – immer mit dem Ziel vor Augen, zwischen den beteiligten Akteuren Vertrauen aufzubauen und ein klares Zukunftsbild zu schaffen. So entsteht Raum für eine maßgeschneiderte und nachhaltige Lösung. Abgesehen davon, dass der Unternehmer dadurch bei der Entscheidungsfindung unterstützt und entlastet wird, tut es einfach gut, mit all dem nicht allein zu sein.

Wenn Unternehmer und Nachfolger gut vorbereitet, entspannt und sicher in die Zukunft blicken können, kann sich „Change“ zur „Chance“ entfalten, während gleichzeitig Trennung und Trauer Platz für eine positive Aufbruchsstimmung und persönliche Neuorientierung machen.